St. Marien Hochstraß

Ein Blick in die Geschichte

Wussten Sie schon, dass sich die Chronik unseres Gotteshauses nicht auf 80 Jahre beschränken lässt und dank einer unermüdlichen Initiative des damaligen Pfarrers Henscher gegen den Willen Münsters ihren heutigen Standpunkt verdankt.

Zu Beginn des 19 Jahrhunderts waren der Standort der Kirche und ein Teilbereich des Pfarrbezirkes St. Marien eine wild wuchernde Heidelandschaft, die sich von Hochstraß bis an den Rand des Baerler Busches erstreckte.


Notkirche Königsbergerstrasse


Im Zeitalter der Industrialisierung wandelte sich das Landschaftsbild. Mit Beginn der Kohleförderung 1904 entstehen mächtige Übertageanlagen und Kokereien.
Da bergbauwillige und bergbauerfahrene einheimische Arbeitskräfte kaum zur Verfügung standen, strömten 1910 Tausende von Zuwanderern in den bis dahin dünn besiedelten Moerser Raum.
1908 stand der damalige Pfarrer vor der Aufgabe, der Zechenkolonie Meerbeck – Hochstraß eine umfangreiche Seelsorge angedeihen zu lassen. Neben der Einsetzung sprachlich gewandter Kapläne und der Einrichtung Katholischer Schulsysteme bemühte sich Pfarrer Horstmann beim Generalvikariat um den Bau einer Notkirche. Mit der Bauerlaubnis 1909 erhielt die Mutterpfarre zugleich den Auftrag auch in Hochstraß ein Grundstück zur Errichtung einer Kirche zu suchen. Hier setzt die eigentliche Entwicklungsgeschichte unserer Kirche St. Marien ein.

 

Die hindernisreiche Entstehung der St.-Marien-Kirche


Im Herbst 1911 gründete Pfarrer Henscher einen Kirchenbauverein. Der Spendenbereitschaft der Betriebe und Bevölkerung wurde darauf einen argen Dämpfer verpasst. Für die um Hochstraß zu erweiternde Gemeinde war die Meerbecker Kirche zu klein geworden. Die bischöfliche Behörde verfolgte das Vorhaben eine Zentralkirche in Meerbeck zu errichten und ließ das Projekt „Kirchenbau Hochstra" fallen.


Zu Beginn des 1. Weltkrieges 1914 fasste der Kirchenvorstand von Moers dennoch den Beschluss, in Hochstraß eine Kirche, vorerst ohne Turm zu bauen. Die finanziellen Mittel wurden nachgewiesen, doch das Bistum reagiert darauf zunächst nicht.


Erst als Amtskollegen des Pfarrers Henscher drauf drängten, dass die Gelder des Hochstraßer Kirchenbauvereins in die Kasse der geplanten Zentralkirche fließen sollte, entscheidet er sich zu einem forschen Schritt.

An einem Märzmorgen 1915 schritt er mit Baumeister Kremer ein Grundstück der Zeche Rheinpreußen auf der Königsbergerstraße ab. Einige Tage später begannen die Bauarbeiten zum Bau der Kirche. Die Bischöfliche Behörde drohte dem Ungehorsamen mit Amtsenthebung. Dieser hatte aber in Voraussicht der Dinge sich als Privatmann als Bauherrn eintragen lassen. In der Baugenehmigung der Stadt Moers war die „Baracke" als Jugendheim deklariert worden. Auf ein privates Bauvorhaben hatte die Kirche keinen Einfluss.

Als das 20m lange, 11 m breite und 600 Personen fassende deklarierte Jugendheim fertig war, fragte der Pfarrer beim Bistum nochmals höflich an, ob die Baracke vorübergehend als Kultstätte genutzt werden dürfte. Das Bistum lehnte ab, sodass das Gebäude zunächst leer stand, demoliert und später zweckentfremdet wurde.


Die ersten Gottesdienste


Jahre gingen ins Land. Durch das beharrliche Bohren und drängen des Pfarrers beim Bischof, erteilte der Bischof am 22.3.1917 die Erlaubnis begrenzt Gottesdienste in der Baracke zu feiern. Er bewilligte für die nun deklarierte Notkirche nur das Allernotwendigste. Eine Spendenflut übergoss sich über St. Marien – Hochstraß. Eine Vielzahl von Schenkungen wurde von Domen, Kirchen, Betrieben und Gläubigen gemacht.

 

Einweihung der Notkirche

 

 

Am 22.7.1917 wird die Notkirche Hochstraß von Pfarrer Henscher eingeweiht
Unter dem Eindruck der Aufopferungsbereitschaft und Glaubensereiferung der Kirchengemeinde normalisierten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Münster und Moers wieder recht schnell. Etliche Bischofsbesuche in der Zeit zwischen 1917 – 1924 sind dafür Beleg.

 

Die Notkirche reicht nicht mehr aus


Die Zahl der regelmäßigen Kirchenbesucher stieg bis 1923 auf Durchschnittlich 900 – 1000 Gläubige an jedem Sonntag. Am 23.05.1923 wurden auf der Gemeindeversammlung der Bau einer neuen Kirche und die Erhebung des Bezirks Hochstraß zur Pfarrei gefordert. Ein Kirchenbauverein und Aktionskomitee wurden gegründet. Die Unterstützung des Bistums war gesichert.

 

Verzögerung des Kirchbaus durch die Inflation


Die Kriegsfolgelasten machten dem Wunsch einer neuen Kirche aber zunichte. Durch die Inflation schmolz der Kirchenbaufonds. Die rasante Geldentwertung machte Hochstraß für die Mutterpfarre St. Josef zu einem Zuschussprojekt. Am 23.10.1923 wurde zwischen der Mutterpfarrei St. Josef und Hochstraß ein Vertrag geschlossen, wonach Hochstraß Finanzhoheit hatte.

Das finanziell selbstständige Rektorat St. Marien griff den Plan eines Kirchenbaues nach der Geldstabilisierung sofort wieder auf. Am 25.01.1928 beschließt das finanziell selbstständige Rektorat St. Marien unter Pfarrrektor Leo Schoonhoven (bis 1937) den Bau der Kirche und überträgt ihn dem Gelsenkirchener Architekten Josef Franke.

 

Baubeginn der Kirche und Fertigsellung

 

 

Die Ausschachtungsarbeiten beginnen bereits am 31.Mai 1928 neben der Notkirche. Bereits vier Monate später wurde feierlich der Grundstein gelegt. Er wird vor der Kirche in der Außenmauer eingelassen. Durch den harten Winter 1928 verzögerten sich die Bauarbeiten, der Innenputz musste erneuert werden.

Im Frühjahr 1929 wurde der Rektoratsbezirk St. Marien – Hochstraß zu einer Rektoratgemeinde mit eigener Vermögensverwaltung erhoben. Die betriebene Abpfarrung sollte sich aber erst 20 Jahre später realisieren. Das Warten hatte man aber zwischenzeitlich in Hochstraß gelernt.

1929 ging das von Rheinpreußen überlassene Grundstück in Kircheneigentum über. Ende September 1929 ist die Kirche fertig. Sie ist 39,20 m lang und 16 m breit und fasst etwa 1000 Besucher. Der Kirchturm, der mit Kupfer gedeckt wurde, ragt 31 m in die Höhe. Ohne die großen, von der fast nur aus Arbeitern bestehenden Gemeinde aufgebrachten finanziellen Opfer, hätte die Kirche nicht errichtet werden können. Es gab auch kaum jemanden, der nicht seine freien Stunden für die praktische Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Ihnen gebührt der Dank.

Am 13. Oktober 1929 wird unsere Pfarrkirche durch den Bischof von Münster, Dr. Johannes Poggenburg, feierlich eingeweiht.

 

Der Nationalsozialismus und die Folgen


In der nachfolgenden Zeit der Nazidiktatur wurde die Gemeinde von Pfarrrektor Alfons Thonemann verwaltet. Er konnte nicht verhindern, dass am 15. April 1942 die Glocken aus dem Turm genommen, abtransportiert und der Rüstungsindustrie zugeführt wurden.

Von den schweren Luftangriffen, die Moers und die Nachbargemeinden heimsuchten, blieb St. Marien bis zum Jahre 1944 weitgehend verschont. In den Brand- und Bombennächten von Ende Juni – Dezember 1944 wurde unsere Kirche dennoch schwer beschädigt. Die Kirche lag offen dar. Was Bomben noch nicht zerstört hatten, wird durch Regen und Schnee vernichtet.

 

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg


Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen im März 1945 beginnen die Aufräumarbeiten in der Kirche. Am 15.04 1945 wird der erste Gottesdienst nach dem Kriege wieder in der Kirche gefeiert.

Die beträchtlichen Spenden werden erneut durch die Geldentwertung aufgezehrt. Die Gemeinde lässt sich aber nicht entmutigen. 1949 kann mit großer Unterstützung der Zeche Rheinpreußen die Kirche wieder restauriert werden.

Der Glockenverlust wird 1951 wieder ausgeglichen.

 

Aufschwung und Fertigstellung der St.-Marien-Kirche

 

Am 1. September 1952 wurde der Katholische Kindergarten St. Marien von den Don Bosco Schwestern an der Kirschenallee (heutiges Pfarrzentrum) eröffnet.

 

Am 3.01.1954 wird Pfarrer Josef Bühren feierlich eingeführt. Unter seiner Regie erhält der Altarraum im August 1954 ein neues Bild, 1956 wird die Notverglasung durch schöne helle und warme Kirchenfenster ersetzt. Die neue Orgel folgt 1957, in der Fastenzeit 1959 kann ein neuer Kreuzweg der Gemeinde vorgestellt werden.

In der Folgezeit haben bis heute vier Pfarrer die Gemeinde geleitet. Am 1.05.1966 wurde Pfarrer Engelbert Kreft eingeführt. Er wurde am 1.02.1978 durch Pfarrer Heribert Bollinger abgelöst. Pfarrer Bollinger verstarb im August 1980, so dass bis zur Einführung des heutigen Pfarrers Klaus Ulaga am 8.03.1981 der Kaplan Heinrich Wernsmann die Pfarrgemeinde St. Marien verwalten musste.

 

Erneuerung des Kindergartens


Da der alte Kindergarten den Bedürfnissen eines modernen Kindergartens nicht mehr entsprochen hatte, wurde 1977 mit dem Bau eines neuen Kindergartens an der Königsbergerstraße begonnen. Dieser wurde feierlich am 25.05.1978 eröffnet. Bis 2005 wurden dort drei Gruppen mit jeweils 25 Kindern gefördert und betreut.

Nach der Eröffnung des Kindergartens wurde der alte Kindergarten in das heutige Pfarrzentrum der Gemeinde umgewandelt. Auch die umliegenden Grünanlagen wurden in eine Parkanlage umgestaltet.
Unsere Pfarrkirche wurde in der Folgezeit bis 1999 mehrfach generalüberholt. Seit dem 5. September 1999 erscheint unser Gotteshaus in neuen Glanz und lädt die Gemeinde zu Gebet und Feier ein.